
Angenommen, ich hätte mich vor ein paar Jahren mit einer zündenden Geschäftsidee selbständig gemacht: Mein Unternehmen geht gut, sehr gut sogar! Ich habe einen Außendienstmitarbeiter, der mich (inkl. Lohnnebenkosten) jährlich etwa EUR 70.000 kostet, mir aber pro Jahr einen Gewinn von 3,5 Millionen erwirtschaftet. Und dann gibt es noch eine Innendienstmitarbeiterin – die bringt mir im Jahr allerdings nur etwa 400.000 Euro. Das wirklich tolle an der Sache ist aber: Wenn ich mir drei zusätzliche Außendienstmitarbeiter einstelle, teilt sich der Jahresgewinn nicht etwa auf alle vier auf, nein, mit jedem dieser Mitarbeiter verdiene ich 3,5 Millionen. Unglaublich, oder?
Klingt unglaublich, ist aber so! Ich werde daher nicht nur drei neue Außendienstmitarbeiter einstellen, sondern mindestens 10. Und nach Ausbau meines Standortes entsprechend mehr. Es wäre immerhin furchtbar dumm von mir, würde ich gezielt weniger Mitarbeiter einstellen, wo ich doch sicher sein kann, dass mir jeder Einzelne über 3 Millionen einbringt!
Natürlich nicht in meinem fiktiven Unternehmen – ich rede von der Steuerfahndung. Internen Berechnungen zufolge, entgehen dem Fiskus jährlich fast 2 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Ein Steuerprüfer im Außendienst erfahndet jährlich durchschnittlich 3,5 Millionen davon, ein Prüfer im Innendienst immerhin noch durchschnittlich 370.000 Euro. Nun läge es – besonders in Zeiten wie diesen – doch auf der Hand, dass das Finanzministerium die Steuerfahndung entsprechend aufstockt. Je mehr Prüfer, desto höher die Steuereinnahmen, desto weniger Steuerhinterziehung. Jeder Fahnder bringt weit mehr, als er kostet.
Nicht in Österreich! Hier gibt es sogar einen Aufnahmestop!
Hat unsere Frau Finanzministerin also kein Interesse an höheren Einnahmen? Will sie keine Steuersünder aufspüren? Denkt die ÖVP hier etwa zu sehr an ihr ureigenstes Klientel? Will sich die ÖVP tatsächlich als Hand verstanden wissen, die Steuersünder schützt? Nein? Warum stärkt man dann nicht die Steuerfahndung?
Und was hat die SPÖ dem entgegen zu setzen? Auch von dieser Seite habe ich noch keine Forderung nach einer Aufstockung der Steuerfahndung vernommen. Die SPÖ spezialisiert sich statt dessen auf das Erfinden neuer Steuern. Dem Staat (und somit uns allen) entgehen pro Jahr 2 Milliarden an Einnahmen und wir versuchen nicht, dieses Geld einzutreiben? Nein, wir erfinden lieber neue Steuern und damit quasi auch neue Möglichkeiten der Steuerhinterziehung.
Das verstehe wer will…
MAI
2013